Liebe
Die 3 Namensstufen der Liebe
Neulich ist mir etwas aufgefallen: Der Prozess des Verliebens bis hin zur Liebe scheint drei Stufen zu kennen, wenn es um die Benennung des/der Liebsten geht.
Ja, genau: Drei Stufen.
Nicht etwa nur zwei, wie ich bislang angenommen hatte. Der Geburts- und der Kosenamenphase geht nämlich eine dritte Phase voraus, die signalisiert, das lediglich eine lockere Bindung zu einem Menschen besteht.
Bemerkt habe ich das Ganze, als ich mich neulich mit einer Freundin unterhielt: Sie bezeichnete eine neue Bekanntschaft als „den mit den süßen Grübchen“, ich wiederum erzählte von einer neuen Bekanntschaft als „der Musiker“. Nach dem Gespräch wunderte ich mich darüber, dass ich nun gar nicht wusste, wie die Bekanntschaft meiner Freundin denn nun hieß – und ich auch keinen Namen genannt hatte. Das brachte mich zu folgender Theorie:
Phase 1: Die lockere Benennung
Wer in sich in einer Kennenlernphase befindet, der redet von Bekanntschaften im Freundes- oder Familienkreis meist nur mit bestimmten Attributen, wie etwa „der mit den weichen Händen“, „die mit den roten Haaren“, „der Musiker“, „der Banker“ oder Ähnliches. Damit soll eine lockere Verbundenheit ausgedrückt werden, es ist nicht klar, ob der betreffenden Mensch es überhaupt „verdient“, bei seinem Namen genannt zu werden, da es noch nicht geklärt ist, ob er länger Teil eines Lebens bleiben wird oder nicht. Diese Benennungen erfolgen dabei nicht zufällig, sondern geht mit ganz bestimmten Merkmalen einher, die entsprechende Emotionen beim Erzählenden selbst – und auch bei den Zuhörern – wecken sollen. So gelten Rothaarige beispielsweise als feurig, Musiker als verwegen und und und. In gewisser Weise wollen wir uns lose Bekanntschaften so etwa schön reden und liefern unseren Zuhörern gleichzeitig eine Art Alleinstellungsmerkmal.
Phase 2: Der Name
In Phase zwei nennen wir eine Person dann bei ihrem richtigen Namen, Alex, Sandra, Tim, Jochen – oder wie sie alle heißen mögen. In der Psychologie geht mit einer richtigen Benennung auch immer eine Art Besitzanspruch einher. Wer eine flüchtige Bekanntschaft im Freundeskreis bei ihrem Namen nennt, der signalisiert damit also eine Art tiefere Bindung. Zum Beispiel eine Beziehung, dass man sich verliebt hat oder aber auch eine tiefere Freundschaft. Im Übergang zwischen Phase 1 und Phase 2 liegt also meist eine bedeutende Veränderung, wie etwa der erste Sex oder auch ein klärendes Gespräch.
Phase 3: Der Kosename
Phase 3 bezieht sich in der Regel nur auf den kleinen Mikrokosmos von zwei Menschen. Aus Alex wird der Schatz, aus Sandra die Maus und aus Tim vielleicht der Hase. Jeder kennt ja so seine ganz eigenen Kosenamen, mit denen man einer Beziehung eine emotionalere Note verleihen möchte – und gleichzeitig wiederum eine Art Besitztum signalisieren will. Schließlich wird eine Person meist nur von einer einzigen andern Person bei ihrem Kosenamen genannt – und nicht etwa vom ganzen Freundeskreis. Es soll also Intimität erzeugt werden.
Phase 2 und 3 kennt man ja bereits – aber achtet doch einmal darauf, ob ihr auch zu den Menschen gehört, die noch eine erste Phase vorschieben. Und wenn ihr wollt, erzählt uns doch von euren „Codewörtern“, mit denen ihr vor anderen von einer bestimmten Person redet!