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Abwasserentsorgung ohne Kanalisation
„Bauland zu verkaufen. Preis 80,- Euro je Quadratmeter, voll erschlossen“ steht auf einem selbstgeschriebenen Schild an einem Pfahl auf einem freien Grundstück, mitten in einem Neubaugebiet.
Die Bezeichnung „Voll erschlossen“ meint hier, dass das Grundstück bereits fertig an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist. Abwasser aus der Toilette, Dusche, Badewanne usw. werden ganz bequem durch das Abflusrohr in die öffentliche Kanalisation geführt.
Durch ein verzweigtes unterirdisches Rohrsystem wird das Abwasser über viele Kilometer Entfernung in ein großes kommunal betriebenes Klärwerk geleitet. Starke Pumpen verstärken dabei die Fliessleistung des Abwassers. So sind es die meisten Menschen in Deutschland gewohnt. Abwasser ist nunmal ein Thema, über welches man nicht großartig nachdenkt. Klospülung drücken – Abwasser weg – fertig.
Auf dem Land: Alternative zur Klärgrube?
Was aber wenn man nun in einer ländlichen Region wohnt oder neu bauen möchte, wo es keine solche praktische öffentliche Kanalisation gibt? Das Plumpsklo über den Hof ist längst Geschichte. Auch auf dem Lande hat man selbstverständlich den selben Standart wie in enger besiedelten Gebieten. Aber eben nur auf den ersten Blick. Auch hier zieht man den Stöpsel aus der Badewanne oder drückt einfach den Knopf der Toilettenspülung und das Abwasser ist ersteinmal weg.Aber wohin fliesst es, wenn es keinen Anschluss an die Kanalisation und somit keine Rohrleitung hin zum kommunalen Klärwerk gibt?
Früher hatte man in solchen Fällen eine sogenannte Klärgrube. Diese wurde ihrem Namen in keinster Weise gerecht, denn geklärt wurde darin eigentlich gar nichts. Abwasser und Fäkalien wurden darin lediglich gesammelt. Flüssigkeit versickerte im Boden und Feststoffe wurden mehrmals im Jahr von einem Saugtankwagen abgepumpt und auf dem Straßenweg ins Klärwerk verbracht. Dass das Grundwasser oder nahegelegene Gewässer wie Bäche, Flüsse, Teiche und Seen dabei nicht selten belastet wurde, kann man sich leicht vorstellen.
Die Lösung: Kleinkläranlagen
Heutzutage ist durch Bundesrecht und ab 2015 sogar durch europäisches Recht geregelt, wie auf bebauten Grundstücken, welche nicht an die Kanalisation angeschlossen sind, das Abwasser entsorgt werden darf bzw. muss.
Kleinkläranlagen sind hier das Stichwort. Anders als bei den vorgenannten Klärgruben wird hier nicht nur gesammelt. Stattdessen erfolgt hier tatsächlich eine klärung des Abwassers. Es handelt sich also um ein kleines privates Klärwerk für zu Hause.
Neben den sogenannten Pflazenkläranlagen, die optisch einem Gartenteich ähneln, gibt es Kleinkläranlagen aus Kunststoff und aus Beton. Die meisten dieser Anlagen funktionieren zwar mit Mikrobioorganismen, welche das Abwasser reinigen indem sie die Feststoffe auffressen, dennoch benötigen diese privaten Kläranlagen eine mechanische Belüftung und Umwälzung durch einen Elektromotor.
Die Industrie kommt der steigenden Nachfrage jedoch nach und bringt inzwischen auch stromlose Kleinkläranlagen in den Handel.